Heul doch
Guten Morgen,
es ist der 25.12.2024, 7:33 Uhr und ich bin bereits seit zweieinhalb Stunden wach. Das reicht für zwei ganze Leben wenn ihr mich fragt. Natürlich war das nicht meine Idee, sondern die meiner beiden Kinder (6) und (3). Wer möchte schon um 5 Uhr aufstehen am Tag nach Weihnachten.
Natürlich Kinder, die gestern viel zu spät ins Bett sind, nur Schokolade zum Abendessen gefuttert haben und mir die ganze Nacht durch aufjaulen, treten und murmeln mitgeteilt haben - dass es trotz des schönen Tages gestern - eindeutig zu viel war. Und ich versteh das, mir geht es nämlich genauso.
Und da sind wir schon beim Kern des Problems. Die Adventszeit war geprägt von frühem Aufwachen, Schokoladenkalender essen und danach müde und erschöpft in Mamas Arme sinken weil man eigentlich ja doch noch schlafen wollte. Das ist bei uns leider jedes Jahr so und den Schritt - keinen Schokokalender zu besorgen und das Problem damit zu beseitigen, hab ich bisher noch nicht gewagt. Es ist wie eine innere Uhr die meine Kinder dazu bringt ein bis zwei Stunden früher wach zu werden wenn es morgens schon Süßes gibt. Schrecklich.
Aber es war auch eine wunderschöne, ruhige und irrsinnig gemütliche Zeit und ich bin dankbar, dass es uns allen gut geht (trotz Magen-Darm im Kindergarten 10 Tage vor Beginn der Weihnachtsferien) - noch mal Glück gehabt.
Aber zurück zum Thema, ich habe wochenlang Geschenke zusammengesucht, verpackt, beschriftet, Listen für jedes Kind geschrieben (obwohl ich mir vorgenommen hatte, es dieses Jahr nicht zu tun und jeden einfach irgendwas schenken zu lassen..) und gestern war so der Moment an dem einfach sehr viel innerlicher Stress plötzlich abfiel. Gemerkt hab ich es dann heute Morgen an der schlechtesten Laune der Welt. Meiner.
Ich wurde kurz gesagt zum Wutmonster höchstpersönlich. Ich war gemein, unfair, motzig und hab alle spüren lassen, dass ich mit der Aufstehzeit um 5 Uhr morgens ab jetzt ein Riesenproblem habe.
Es war fürchterlich und ganz tief drinnen, hab ich mir selbst nur kopfschüttelnd zugesehen (und gehört) und wusste, dass ich das ganz bald bereuen werde. So wie immer wenn ich meine eigenen Emotionen nicht im Griff habe. Versteht mich nicht falsch, jeder darf wütend werden aber wenn ich meinen Kindern beibringen möchte wie man mit der Wut umgeht - wär ich manchmal gern ein besseres Vorbild.
Kurzum hab ich mich ganz vorbildlich für 10 Minuten, im Pyjama, hochschwanger in den Garten gesetzt und geweint. Vor Frustration weil ich noch nicht genug geschlafen hatte, vor lauter Angst vor einer erneuten Depressionswelle wenn ich mir den dauerhaften Schlafmangel prognostizierte der mir bald (wieder) bevorsteht und vor Verzweiflung weil die Kinder nichts dafür können und ich mich doch bitte endlich zusammenreißen sollte weil ja heute quasi der Tag nach Weihnachten ist. Zwecks Frieden und so.
Und siehe da, weinen & Kälte hilft. Ich bin ein Fan vom Eisbaden nach Wim Hof und vom Weinen sowieso. Durch meine dritte Schwangerschaft, kann ich derzeit natürlich nicht einfach in den See hüpfen und 6 Minuten absichtlich mein Nervensystem beruhigen und an den Stress gewöhnen. Auch wenn ich wirklich gern würde. Es hilft.
Wusstet ihr, dass über Tränen nicht nur Stresshormone aus dem Körper gespült werden, sie enthalten auch ein natürliches Schmerzmittel und fördern die Produktion von Endorphinen – Hormone, die dazu beitragen, dass wir uns glücklich und zufrieden fühlen. So können emotionale Tränen als „emotionales Schmerzmittel“ dienen..
Und genau das finde ich wichtig. Wütend werden wir alle mal, als Mama kann ich trotzdem nicht drauf losschreien und um mich schlagen wie die kleineren Menschen unter uns. Ich möchte ein Vorbild sein. Auch wenn ich dafür manchmal schräge Dinge machen muss. Zum Beispiel Ende Dezember um halb 6 Uhr morgens im Dunkeln bei Minusgraden im Pyjama im Garten sitzen, heulen wie ein Schlosshund um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das nennt man Erwachsen sein, oder?